1921–2021: 100 Jahre Stadion am Tiergarten Zeitz

Am 5. Juni 1921, wurde die von der SpVgg 1910 Zeitz geschaffene Sportanlage am Tiergartenhof als neue Heimstätte dieses Vereins eingeweiht und damit ihrer Bestimmung übergeben. Bis dahin musste sich der im Sommer 1910 gegründete Fußballclub mit einem Sportplatz auf der früheren Eisbahn an der Elsterstraße (Gasanstalt) und dann an der Wiese am Anger, der dich an der Tröglitzer Straße befand, begnügen.

Mag der junge Verein anfangs sehr glücklich gewesen sein mit diesem Platz überhaupt eine Spielmöglichkeit zu besitzen – die Hauptschwierigkeit bestand für neugegründete Vereine damals insbesondere in der Beschaffung eines geeigneten Spielplatzes und manche Neugründung scheiterte an diesem Problem und löste sich wieder auf. So genügte die alte Anlage nach dem gewaltigen Aufschwung, den der Fußballsport seit jener Zeit im Allgemeinen und in Zeitz im Besonderen erfahren hatte, schon längst nicht mehr den Anforderungen.

Der ältere Ortsrivale, der ZBC, hatte schon einige Jahre vor dem ersten Weltkrieg seinen ursprünglichen Spielplatz am Schützenplatz aufgegeben (oder aufgeben müssen) und sich an der unteren Promenade ein neues, besser geeignetes Sportplatzgelände beschafft. Für die SpVgg wurde dieses Problem gleich nach dem ersten Weltkrieg besonders akut, als dieser nicht nur leistungsmäßig zum ZBC aufschloss und sich mit unter die führenden Mannschaften im Saale-Elster-Gau des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine reihte, sondern auch durch ständigen Zugang neuer Mitglieder inzwischen einen Mitgliederbestand von 22 erreicht hatte, der bessere Spielbedingungen als bisher benötigte.

Der Vereinsführung fiel es aber sehr schwer, ein anderes, geeignetes Gelände für eine neue Anlage zu finden. Die von der Platzkommission hier und da ins Auge gefassten Standorte konnten wegen der technischen Schwierigkeiten, die sich bei der Herstellung des Platzes in den Weg gestellt hätten, nicht realisiert werden.

Schließlich bot sich eine hinter dem Tiergartenhof idyllisch gelegene Waldwiese, auf der früher Volksfeste stattgefunden hatten, als geeignetes Gelände an. Mit Unterstützung und Befürwortung durch den Gymnasialdirektor Rathke und den Forstmeister Deffert, die beide den Plänen der SpVgg sehr wohlwollend gegenüberstanden, gelang es der Vereinsleitung, das Gelände zu pachten und von den Behörden die Genehmigung zur Errichtung einer Sportplatzanlage zu erhalten.

Kurz vor Ostern 1921 konnten die erfolgreichen Arbeiten mit dem Roden der Bäume auf dem etwa 10.000 m² großen Gelände begonnen werden. Daran schlossen sich das Planieren und Herrichten des Fußballplatzes, Anbringen der Spielfeldeinzäunung, Aufschütten eines überhöhten längsseitigen Zuschauerdammes sowie vollständige Umzäunung des gesamten Platzes an. Diese für 50.000 bis 60.000 Mark geschätzten Arbeiten wurden von einem Stamm älterer Vereinsmitglieder in tagtäglichem Schaffen – zeitweise waren bis zu 70 Mann gleichzeitig tätig – vollkommen unentgeltlich ausgeführt.

So konnte nach nur neun Wochen Bauzeit die Platzanlage, die neben dem Fußballfeld noch einen großen Platz für Leichtathletik umfasste, geweiht und Ihrer Bestimmung übergeben werden. Durch seine idyllische Lage inmitten einer herrlichen Waldumgebung war es in jenen Jahren der mit Abstand schönste Sportpark im Saale-Elster-Gau.

Zum Einweihungsfest am 5. Juni 1921, das am Vorabend mit einem Herrenkommers eingeleitet worden war, hatten sich bei brütender Hitze, die mittags nur von kurzen Gewitterschauer unterbrochen wurde, etwa 1000 Zuschauer eingefunden. Sie wurden in den Vormittags- und Mittagsstunden durch vier Spiele unterer Mannschaften der SpVgg auf das Hauptereignis am Nachmittag eingestimmt.

Dieses begann mit der Festansprache des Gauvorsitzenden Oskar Ermisch, Naumburg, mit der der Sportpark offiziell der Benutzung übergeben wurde. Daran schloss sich das Hauptspiel des Tages an.

Die Vereinsführung der SpVgg 1910 Zeitz hatte hierfür die durch Ligaspieler verstärkte Reserveelf des Sportvereins 98 Halle verpflichten können.

In einem schönen, nahezu ausgeglichenen Spiel siegten die Gäste mit 8:1 überraschend hoch, d. h. mit einem Ergebnis, das dem Spielverlauf in keiner Weise entsprach. Während aber den Gästen jeder Torschuss glückte, versagte der Zeitzer Sturm vor dem gegnerischen Tor vollkommen, sicher eine Folge des vorabendlichen Kommerses.

Der sportliche Teil des Einweihungsfestes endete dann mit einem Spiel der 3. Mannschaft von SpVgg gegen die gleiche es SV 98 Halle, das ebenfalls wieder von den Gästen hoch mit 7:2 gewonnen wurde.

CHRONIK

5.6.1921
Einweihung – Sportvereinigung 1910 Zeitz gegen Hallescher SV 98 (Reserve)
(Fassungsvermögen ca. 5.000 Zuschauer)

50er Jahre – Stadionansicht

1950 – 1952
Drehung Stadion – Bau von Leichtathletikanlagen und Laufbahn, Neubau Faustballplätze

14.09.1952
Einweihung – BSG Chemie Zeitz gegen BSG Turbine Halle
(Wegen starken Regens wurde die Übergabe abgesagt und um eine Woche verschoben)

21.9.1952
Einweihung – BSG Chemie Zeitz – BSG Turbine Weimar
Umbenennung in Ernst-Thälmann Stadion
(Fassungsvermögen ca. 10.000 Zuschauer)

1959 – 1962
Bis Mitte der fünfziger Jahre hatte der Leistungssport in Zeitz einen Stand erreicht, der in dieser Dichte kaum zu erwarten war. Zeitzer Mannschaften im Faustball, Tennis, Rollhockey nahmen einen festen Platz in den DDR-Oberligen ein und die Fußballer spielten in der DDR-Liga eine gute Rolle, hatten sich zu einer Spitzenmannschaft entwickelt. Aber auch Leichtathleten und Schwimmer holten bei Meisterschaften Titel nach Zeitz, die den Ruf einer Sportstätte unterstrichen. Ein Beweis, dass in der BSG Chemie, dem sportlichen Leistungszentrum, engagierte Übungsleiter und Trainer tätig waren, die unermüdlich an der Formung von Spitzsportlern feilten und Unterstützung durch die BSG und das Hydrierwerk bekamen. Pferdefuß in Zeitz war jedoch, dass die vorhandenen Sportanlagen mit der sportlichen Entwicklung nicht Schritt hielten.

Der 1950 auf die Schnelle umgebaute „Tiergartensportpark“ in ein Stadion war arg ramponiert und konnte nur noch teilweise für sportliche Wettkämpfe genutzt werden. Im Fußball half man sich damit, den Platz an der unteren Promenade (Platz der EInheit) als Hartplatz einzurichten, der aber nur bedingt für oberer Spielklassen genutzt werden durfte. Berechtigte Kritiken der Sportler über diesen Zustand blieben nicht ungehört, gaben den zuständigen Stellen Veranlassung, zu handeln.

Nach vielen Gesprächen und Begutachtungen im Vorfeld, kam es am 07.November 1958 in einer Sitzung des Rat des Kreises zum Beschluss, mit dem Bau des Sportforums im Tiergarten 1959 zu beginnen.

Zwei Tage später standen sich auf dem Platz der Einheit die Mannschaften von Chemie Zeitz und Lokomotive Stendal gegenüber, was die Chemiker in einem denkwürdigen Spiel mit 2:1 gewannen und damit den Aufstieg in die Fußball-Oberliga der DDR perfekt machten. Ob der Beschluss bei den Spielern bereits Wirkung erzielt hat, kann hier nicht bewertet werden. Allerdings sah man darin einen Dank für die konstruktive Arbeit, die im Beschluss des Kreises und in der Leistung der Zeitzer Fußballer ihren Ausdruck fand.

Damals wurden folgende Projekte bestätigt:

  1. Fußballspielfeld – Erneuerung mit neuem Rasen sowie entsprechender Unterbau
  2. Laufbahnerneuerung und Erweiterung von Korbbogen auf Kreisbogen sowie auf 8 Bahnen
  3. Erdwalltribünen für 21000 Zuschauer sowie Sitzplätze für 4000 Zuschauer aus Plastefol,
  4. Ausweich- und Trainingsplatz östlich vom Hauptfeld
  5. Kleinsportanlage mit 100 m Laufbahn, Sprunggruben und Volleyballplätzen
  6. Eingangsgebäude mit Kassenräumen, Umkleide. und Waschräumen sowie WC-Anlagen
  7. Kegelsporthalle mit sechs Bahnen
  8. Mehrzwecksporthalle mit ausziehbaren Sitzplätzen für ca. 1000 Zuschauer – kam nicht zur Ausführung
  9. Einbeziehung des Klubhausen des VEB Energieversorgung in dieses Sportforum als festes Grundstück

Für die Punkte 1-8 wurde bereits der Auftrag zur Projektierung erteilt. Für 1959 sind die Bauabschnitte 1, 2, 4 und 6 vorgesehen. Die Bauarbeiten sollten ab Anfang März 1959 beginnen. Benötigt für diesen Bauabschnitt waren 300.000 Mark davon 150.000 Mark aus Toto-Mitteln, die beantragt wurden. Die andere Hälfte wurde über das Hydrierwerk im Betriebsplan aufgenommen. Da der VEB Hydrierwerk die Rechtsträgerschaft von diesem Gelände übernommen hat, stand den staatlichen Instanzen die Aufgabe zu, dass Projekt mit allen Kräften zu unterstützen. Ein Risiko musste noch in Kauf genommen werden, um im Frühjahr 199 mit dem Bauarbeiten beginnen zu können. Mit dem VEB Sportanlagenbau Leipzig war ein Vorvertrag abzuschließen, damit der Betrieb keine anderen Aufträge annehmen kommt. Diese Risiko übernahm das Referat Körperkultur und Sport des Kreises. Immerhin handelte es sich um 150.000 Mark Leistungen, die vertraglich gebunden werden mussten aber noch nicht genehmigt waren.

Am 29.Juni 1962 fand die Einweihung des neuen Stadion statt. Genau um 17:45 Uhr erfolgte die Übergabe des Stadions durch die Werksleitung an die BSG Chemie Zeitz. Den Dank der Sportlerinnen und Sportler an die Werksleitung, die staatlichen Instanzen und die Erbauer sprach die DDR-Meisterin über 600 m der weibl. Jugend Inge Pommer. Nach der Übergabe fand ein internationales Fußballspiel zwischen Zeitz und Dozsa Budapest statt. Längst vergessen waren 1 1/2 Jahre intensiver und mit großen Risiken verbundene Arbeit eines Trios, was keinen Aufwand scheute, schier unüberwindliche Hürden zu beseitigen, damit in Zeitz eine repräsentative Sportstätte entstehen konnte.

29.6.1962
Einweihung BSG Chemie Zeitz gegen Dozsa Budapest
(Fassungsvermögen ca. 20.000 Zuschauer)

Auszug aus dem 1967 erschienenen Buch „Kleine Städtereihe-Zeitz“:
Mit Stolz weisen die Zeitzer Sportler heute auf das im Gelände des Ernst-Thälmann-Stadions entstandene erste sozialistische Sportforum des Bezirkes Halle mit dem Ausweichplatz, den Faustballplätzen und der Kleinsportanlage hin, für das aus Totomitteln fast 700000 Mark zur Verfügung gestellt wurden, und das sich die Sportler im Aufbauwerk schufen. Unvergessen bleibt bei unzähligen Fußballanhängern der Aufstieg von Chemie Zeitz aus der früheren Landesliga zur Oberliga 1958/59. /Text Ernst Ludwig Bock; Foto Heinz Föppel

1995 Sprecherturm & Stadionansicht

4. Quartal 2000 bis 4. Quartal 2001
Sanierung Leichtathletikanlage, Erneuerung Tartanbahn

4. Quartal 2006
Abriss Platzwarthaus und Stellung von prov. Bürocontainern

2007 – 2012
Bau Vereinshaus in Eigenleistung mit Hilfe zahlreicher Firmen

19.5.2012
Einweihung Vereinshaus

2013 – 2019
Nach Hochwasser kompletter Neubau Stadion inkl. Nebengebäude und Sportanlagen.

6.9.2019
Einweihung – 1. FC Zeitz gegen SG Dynamo Dresden
(Fassungsvermögen 5.000+ Zuschauer)


Sportanlage
Ernst-Thälmann-Stadion
Tiergartenstrasse
06712 Zeitz

Fassungsvermögen
5.000+ Zuschauer
davon: 1.200 Sitzplätze (nicht überdacht)

Bilder vom Stadion vor dem Hochwasser