Wildwuchs im Stadion

 Mal ein Bericht der MZ von Yvette Meinhardt und Achim Beyer
Das Foto ist von Corina Wujtschik

ZEITZ/MZ. Knallrot leuchtet die Tartanbahn im Zeitzer Thälmannstadion, der Fußballrasen ist kurz gemäht. Doch schweift der Blick zum Sprecherturm, bildet sich ein Bild der Tristesse. Abdeckplatten sind vollkommen zerbröckelt, die Traverse ist dem Wildwuchs preisgegeben. Die Bänke laden längst nicht mehr zum Verweilen ein, sie sind teilweise kaputt, das Holz zersplittert und von manchen stehen nur noch die Betonfüße. Leblos hängen verschlissene Fahnen im Wind. Am kleinen Turm mit der Anzeigetafel bröckelt der Putz und der Übergang zu den Nebenplätzen wird zum Abenteuerpfad. Die Treppe ist nur noch zu erahnen.

Besucher von Sportveranstaltungen schütteln bei diesem Anblick den Kopf. Fußballfan Lothar Glanz kommt regelmäßig zu den Punktspielen des Landesklassenvertreters 1. FC Zeitz als Zuschauer. "An manchen Stellen steht das Unkraut so hoch, dass Kinder darin Versteck spielen können, ohne dass man sie findet", sagt Glanz. "Der jetzige Zustand fördert nicht das Ansehen der Stadt", ist sich Glanz sicher. Der Zeitzer weilte zuletzt bei der Begegnung des Elsterstädter Clubs zum Derby beim 1. FC Weißenfels in der Saalestadt und stellte fest: "Die dortige Anlage befindet sich in einem sehr ordentlichen Zustand."

 

"Das Stadion ist ein Aushängeschild bei Wettkämpfen für die Stadt. Ich finde es trauig und blamabel für Zeitz, dass es sich in solch einem Zustand befindet", sagte der Abteilungsleiter der Chemie-Leichtathleten Thomas Jörk. "Wir haben Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) und den Stadtratvorsitzenden Eugen Engel (Freie Wähler Zeitz) in getrennten Terminen vor Ort eingeladen und sie vor einigen Wochen über den katastrophalen Zustand informiert. Beide Politiker versprachen, sich der Problematik anzunehmen", sagte der 1. Vorsitzende des 1. FC Zeitz Andreas Schwager. Bis heute sei aber nichts geschehen. Dabei ist das Stadion Heimstatt für den größten Zeitzer Sportverein, hier trainieren Fußballer vom Kindergartenalter bis zu den alten Herren, aber auch Leichtathleten, Faust- und Volleyballer. Nicht zu vergessen den Schulsport.

 

Die Zeitzer Zeitung fragte im Rathaus nach. "Für die Unterhaltung der Sportstätten gibt die Stadt im Jahr 143 000 Euro aus, mehr ist nicht drin", sagte Pressesprecher Sebastian Nicolai. Die großen Unterschiede erklären sich dadurch, dass in Rasberg und "An der Hohle" die Vereine aktiv bei der Gebäudereinigung und der Rasenmahd zupacken, so Nicolai. Doch Schwager kontert: "Wir halten die Umkleidekabinen in eigener Regie sauber."

 

Hinter vorgehaltener Hand kennt man den Grund: Nach der Wende seien im Thälmannstadion bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt gewesen. Heute gebe es keine zusätzlichen Stellen mehr wie ABM oder Ein-Euro-Job. Statt dessen kümmern sich gerade mal zwei Platzarbeiter um die vielfältigen Arbeiten an den drei Fußballplätzen im Stadion. Dazu müssen die Kegelbahn und die Faustballplätze, die Stätten der Leichtathleten in Ordnung gehalten werden. Die Auswirkungen dieser Personalsituation sieht jeder: der Wildwuchs im Stadion breitet sich aus.

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